Donnerstag, 21. Februar 2013

"3x KO" - Woher kommt der Name dieses Blogs?

Nachdem ich mich seit über 20 Jahren mit Wissensmanagement und Mitarbeiterführung beschäftige komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass manche scheinbar komplexe Zusammenhänge schlussendlich doch ganz einfachen Prinzipien folgen. Die drei Ko's (KOmmunikation, KOntext, KOepfe) zeigen sehr gut um was es bei dem Thema Wissensmanagement geht. Da alle drei Komponenten gleichberechtigt sind ist es auch gleich welche wir zuerst betrachten wollen, doch fangen wir mit den Köpfen an.

Auch heute gibt es immer noch Leute die meinen Wissensmanagement sei an technische Plattformen gebunden und wenn man nur ein Wiki einführt oder eine Social Media Plattform nutzt, dann macht man schon Wissensmanagement. Doch genau andersherum wird ein Schuh draus. Das Wissen und die Erfahrung ist immer an die Personen geknüpft. Ziel ist es die richtigen Personen zusammenzubringen und diesen Vorgang können Plattformen unterstützen. Das Zusammenspiel zwischen Menschen und Plattformen bedarf einiges an Vorüberlegungen. Die Qualität ist aber häufig schwer steuerbar. Wer hätte schon gedacht dass facebook solch einen Erfolg erzielt und andere in die Bedeutungslosigkeit verschwinden. Daher sind die Köpfe ein Fokus.

Jeder Kopf für sich allein ist wertvoll, wenn die Köpfe aber anfangen miteinander zu interagieren, dann entsteht Wertschöpfung und das für alle Seiten. 
  1. Wenn die richtigen Leute an den richtigen Themen dran sind haben sie Spaß. Bestenfalls geraten sie in einen regelrechten Flow.
  2. Sie bringen die Themen weiter, was Anderen, der Umwelt, der Organisation, den Unternehmen, den Kunden und der Gesellschaft auch weiter hilft.
Hierzu brauchen sie die Kommunikation. Erfahrungsgemäß entstehen hier die größten Reibungsverluste, auch Missverständnisse genannt. Schuld daran ist die Selbstverständlichkeit mit der wir sie hinnehmen. Das geht schon bei der Wortwahl und Grammatik los. Als Dozent korrigiere ich regelmäßig Semiararbeiten und wundere mich oft wie schludrig deutsche Muttersprachler schreiben, während Studenten aus dem Ausland sich sehr um die richtigen Formulierungen bemühen und nicht selten dadurch schöner zu lesen (und zu korrigieren) sind.
Steigt man in die zwischenmenschlichen Kommunikation tiefer ein, lernt man Missverständnisse und wie sie entstehen zu erkennen und zukünftig auch zu vermeiden. Im Wissenstransfer gewinnt diese Kommunikationskompetenz umnehmend an Bedeutung.

Wenn nun die richtigen Köpfe beisammen sind und die Kommunikation steht, gilt es die richtigen Inhalte zu finden. Im Umgang mit Wissen geht es nicht im klassischen Smalltalk, sondern um Know-how Entwicklung und Austausch. Die reine Informationsvermittlung greift daher zu kurz, denn laut Definition entsteht Wissen dadurch, dass man die Information in den richtigen Kontext setzt. Hier ist sowohl Wissensgeber, als auch der Nehmer gefragt. Der Geber muss sich überlegen, was der Nehmer braucht um die Inhalte richtig zu verstehen und der Nehmer muss hinterfragen, wenn ihm noch Kontext fehlt um es für sich in den richtigen Zusammenhang zu bringen.

Hier ein Beispiel das ich gerne verwende, um zu zeigen wie Kontext den Inhalt von Informationen verändern kann:
  • Ich fahre 70kmh - ?
  • Auf der Autobahn. - Das ist wenig.
  • In der 50ger Baustelle. - Das ist viel.
  • Als Notarzt auf dem Weg zum Notfall. - Das ist wenig.
Im Kontext ist gleichzeitig auch die Kultur impliziert (ein viertes K). Wenn Informationen kommuniziert werden, ist es durchaus bedeutsam wie man mit Fehlern umgeht, wie offen kommuniziert wird und ob man die kulturellen Rahmenbedingungen verstanden werden.

Wer also Wissen in seiner Organisation entwickeln, einsetzen und damit auch Wertschöpfung erzeugen will, muss alle drei Standbeine im Auge behalten und im richtigen Mix verwenden. Hierauf soll in diesem Block immer wieder eingegangen werden. Fortsetzung folgt ;-)

Samstag, 16. Februar 2013

Das verborgene Wissen in der "Prinzenmoschee"



Diese Geschichte möchte ich Euch nicht vorenthalten, steckt hier doch eine phantastische Parabel zum Thema "Wissenstransfer":

Mimar Sinan wurde 1490 geboren und starb im Jahre 1588. Er errichtete 1543 – 1548 die Sehzade Moschee, was übersetzt „die Prinzenmoschee“ heißt. Diese Moschee verfügt über kuppelüberwölbte Galerien, die "heute" im 21. Jahrhundert restauriert werden mussten.

Nach eingehenden Untersuchungen fingen die Bauingenieure an, das theoretisch erarbeitete Know-how über die Moschee in die Praxis umzusetzen. Als der Schlussstein entfernt wurde, fanden die Ingenieure eine Flasche mit einem Brief darin. Dieser war jedoch für die Bauingenieure nicht verständlich und wurde zu Experten weitergeleitet, die die alte osmanische Sprache übersetzen konnten.
Die Botschaft war von Mimar Sinan persönlich geschrieben. Darin prophezeite er, dass nach 400 Jahren diese Bögen restauriert werden müssen und beschreibt den Bauingenieuren, wie sie dies bewerkstelligen sollen.
Der Inhalt des Briefes, das sichere Versteck, die Verwendung vom Briefpapier und die Tinte darauf zeigte, dass der verantwortungsbewusste Mimar Sinan sein Handwerk beherrschte und darauf erpicht war, dass sein Werk ewig bestehen soll.

Deutlich wird auch das Vorausschauende am Wissen dieses Menschen. Die Qualität des Wissens kann zwar nicht anhand einer mathematischen Formel beschrieben, jedoch mit dem Wert den es in der Zukunft bietet erahnt und bewertet werden.

Recherchiert und aufbereitet von Rabia Koc (Bachelorantin)

Donnerstag, 14. Februar 2013

Management - Komplexität jetzt ganz simpel?

Ein Vorteil des Älterwerdens ist es, manche Dinge die man früher sehr ernst und verbissen gesehen hat, plötzlich mit einem gewissen Abstand betrachten zu können und wenn man dann genau hinsieht lassen sich Muster erkennen, die einem simpel und klar erscheinen.

Manager hielt ich häufig für arme Wichte. Zum einen gibt es dieses Prinzip, dass jemand so lange befördert wird, bis er auf einer Position landet für die er nicht mehr geeignet ist und auf der er dan scheitert. Wohl dem der sich selbst gut reflektieren kann. Zum Anderen werden erfolgreiche Manager gerne als Superhelden hofiert und wenn man dann ihre Biographien hört, heißt es immer nur: "Ich hatte eben immer das nötige Glück." oder "Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Napoleon beispielsweise, soll seine Offiziere nicht zwingend nach Kompetenz ausgewählt haben, sondern auch nach Fortune. Manche Leute können eben aus Mist Gold machen; sie haben ein glückliches Händchen. Manus ist das lateinische Wort für Hand und ist letztendlich auch das Urwort für Management.

Als jemand der sich mit Wissensmanagement beschäftigt, habe ich schon immer diesen Begriff gerne aufgeteilt und mich mit Wissen und Management zu nächst getrennt beschäftigt, um es dann später wieder zusammenzuführen. Was bedeutet jetzt dieser Management-Anteil?
Wer komplexe und hoch wissenschaftliche Erklärungen sucht, wird schnell fündig. Wer einfache und verständliche sucht hat es schwerer.
Es geht aber doch immer darum, komplexe Problemstellungen wie die Sicherstellung von Qualität, die Planung und Durchführung von Projekten, oder eben den wertschöpfenden Einsatz der schwer greifbaren Ressource "Wissen" in
  • Modellen zu erfassen,
  • Regelabläufen/Prozessen ablaufen zu lassen,
  • und ständig zu verbessern und anzupassen.
Oder anders ausgedrückt: Auf den Erfahrung der Vergangenheit, Entscheidungskriterien zu entwickeln, die uns für die Zukunft einen Mehrwert generieren (sollen).

Wir Menschen brauchen Orientierung, freuen uns deshalb über Modelle , denn wir verstehen dann den Sinn dahinter und wissen wie wir reagieren können. Mit Erfahrung, uns wohlgesonnenen Weggefährten und einem Gespür für Unwägbarkeiten, bestehen wir sogar Situationen die eine deutliche Eigendynamik entwickeln. Doch bieten uns mangelhafte Kommunikation, falsche Annahmen (Assoziationen) und eine unzureichende Kenntnis des Kontextes bei Wahrnehmung von Informationen genug Stolperfallen, um in Projekten - und seien sie noch so gut vorbereitet - zu scheitern.

Die besten Voraussetzung hat man allerdings, wenn man in einer Umgebung agieren kann die Fehler zu lässt, in der man in kleinen iterativen Schritten (Trail and Error) die besten Lösungen „ertasten“ kann und in der ein Klima des Vertrauens und vor allem auch Zutrauens herrscht.

Ein schönes Beispiel ist auch das Thema  "Krisenmanagement". Man möchte gerne verschiedene Krisen mit ihren möglichen Szenarien vorausdenken und im Vorfeld Gegenmaßnahmen vorbereiten. Alarmierungspläne, Materialien, Meldewege, koordinierte Vorgehensweisen und Verantwortlichkeiten, sind nur ein paar Eckpunkte davon. Tritt dann tatsächlich so ein Krisenfall ein und es läuft (zumindest für die Öffentlichkeit) nicht rund, wird schnell ein schlechtes Krisenmanagement attestiert. Erfahrene Krisenmanager wissen jedoch, wie dynamisch solch eine Situation schnell werden kann und Grund dafür ist die komplexe Hälfte des Wortes "Krisenmanagement", nämliche: Krise.

Das können wir auch auf andere Disziplinen problemlos übertragen, denn Wissen, Projekte oder Qualität sind ebenso wenig greifbar und absolut wie Krisen oder Prozesse. Und, letztendlich ist dies ja genau der Grund warum man eben diese Disziplinen gerne managen, beziehungsweise beherrschen möchte.

Menschen aus dem Angelsächsischen Sprachraum haben es da etwas leichter. Hier werden die Wörter getrennt. Es heißt beispielsweise "Quality Management" oder "Knowledge Management". Es kommt das Komplizierte und dann der Versuch es zu beherrschen. Da es bei uns in Deutschland zusammen geschrieben wird, unterliegen wir leicht dem Trugschluss, dass wir diese Komplexität im Griff haben, schließlich gibt es ja einen Begriff dafür.

Nachruf: Dieser Artikel ist allen Leidtragenden des Berliner Flughafens, Stuttgart 21, vielen Dot-Com-Gründern oder TollCollect Planern gewidmet, sowie den vielen Unbekannten deren Karriere einen Sündenbock-Knick bekommen hat. Sie hatten eine Chance genutzt die sie nie hatten.